Der gebürtige Hamburger mit Erstwohnsitz in Münster hat für die Münsterland-Kollektion Postkarten und auch ein Malbuch gestaltet. Die Kollektion ist auf Initiative des Münsterland e.V. entstanden. Alle Produkte wurden mit regionalen Herstellern produziert und sollen die Erlebbarkeit der Schlösser & Burgen in der Region unterstützen und vorantreiben. In diesem Zuge entstand auch die Kooperation mit Till. Wir haben gemeinsam am Projekt gearbeitet, mich hat aber auch die Privatperson dahinter interessiert. Till hat mir gestattet für euch einen Blick „Hinter die Kulissen“ zu werfen:
Ich war in der 10. Klasse und hatte die Idee, Werbegrafik oder Grafikdesign zu machen. Dass man mit dem reinen Zeichnen richtig Geld verdienen kann, darauf bin ich gar nicht gekommen. Das habe ich erst im Studium gemerkt.
Ich habe zuerst die Realschule besucht und habe danach mein Fachabi gemacht. Nach meiner anschließenden Lehre zum Offsetdrucker habe ich dann den Zivildienst im Bereich mobile soziale Hilfsdienste absolviert. Und das hat wirklich Spaß gemacht. Unter anderem habe ich auch in einer Grundschule gearbeitet und das hat mich so gepackt, dass ich eine Ausbildung zum Erzieher angehängt habe. Ich hatte verschiedene Jobs, und wenn ich zwischendurch von einem die Nase voll hatte, bin ich zur See gefahren. Nach längerer Zeit bin ich dann aber doch an die Uni gegangen, das waren aber schon die 2010er-Jahre.
Der Auslöser dafür war ein Mann in der Hamburger Innenstadt. Er hat eine alte Straße gezeichnet mit Fachwerkhäusern. Das hat mich total beeindruckt, wie toll das aussah, wenn er so ganz exakt die Schraffur gemacht hat. Den habe ich bewundert und dachte: „Das will ich auch“.
So richtig erklären kann ich das nicht. Wenn ich mich in einem Raum wohlfühle, dann möchte ich das festhalten und mit dem Stift war ich schon immer besser als mit der Kamera. Ich versuche, bestimmte Momente einzufangen. Daher sicherlich auch meine Faszination für Zeitkapseln und Lost Places. Alles, was eine Patina hat, ist meins.
Nein, es war immer das Zeichnen, immer mit schwarzem Stift auf weißes Papier. Ich nenne es „das Joggen der Kunst“. Man braucht nur wenig und kann viel erreichen. Ich tue mich aber manchmal schwer damit, Neues auszuprobieren, aber Aquarell, das ist auch ganz wichtig für mich geworden.
Mit der Schule waren wir mal auf Exkursion – und da gab es einen Busbahnhof, der sehr hässlich war – den fand ich toll! Und ich zeichne Bausünden wahnsinnig gerne, vor allem in Kontrast zu einer bröckeligen alten Kleinstadt. Man muss die Zeit ablesen können, Neubauten und renovierte Sachen finde ich gar nicht spannend.
Nein, zum Glück nicht. In der Freizeit zeichnet man allerdings weniger, das ist ein kleiner Nachteil.
Ha, nein, ganz im Gegenteil, strenge Deadlines tun mir sehr gut. Für mein neues Comic „Hamburg 1686“ brauchte der Verleger das Titelbild für den Abdruck in einem Magazin innerhalb von vier Tagen. Ich tue mich mit Titelseiten schwer, aber hier haben mich der Zeitdruck und der Grund motiviert.
Ich habe letztens gelernt, dass es drei wichtige Orte für einen Menschen gibt: Den, wo man lebt, den, wo man arbeitet und der, wo man ist, wenn man nicht in seiner Wohnung ist. Die ersten beiden sind tatsächlich meine Wohnung, den letzten habe ich zurzeit nicht. Wenn da draußen also jemand einen Tipp hat für Münster oder Hamburg, sagt gerne Bescheid!
Ich würde gerne mehr Grafic Novels kreieren, mehr selber schreiben und kreativer schreiben können. Ich würde gerne gute Belletristik schreiben können und das dann grafisch umsetzen.
Oft kommt jemand mit einer Idee auf mich zu und wir setzen uns gemeinsam damit auseinander, machen ein erstes Brainstorming und entwickeln die Idee weiter. Daraufhin liefere ich dann einen ersten gezeichneten Vorschlag. Der wird im Laufe der Zeit weiterentwickelt, bis alle Parteien zufrieden sind. Die Projekte mit dem Münsterland e.V. waren zum Beispiel einfach – es gibt so viele tolle Schlösser und Burgen, die mir für die Erstellung eines Münsterland-Malbuchs zur Auswahl standen.
Ich brauche immer eine To-Do-Liste, eine Reihenfolge – das ist ganz wichtig! Oft zeichne ich direkt vor Ort mit wasserfesten Tuschestiften. Oder anhand eines Fotos, gerne direkt auf Aquarellpapier. Das koloriere ich dann mit Wasserfarben. Schloss Raesfeld habe ich zum Beispiel drei Mal gezeichnet, bis ich zufrieden war.
In diesen Tagen ist gerade ein Comicalbum von mir erscheinen: „Hamburg 1686“. 2023 wird in Kooperation mit dem Münsterland e.V. ein Memory und ein Wimmelbuch entstehen, darauf freue ich mich schon total. Ein bis zwei Sachen für andere Firmen habe ich auch noch auf dem Zettel, über die darf ich allerdings noch nicht sprechen.
Danke Till für deine Zeit und das Teilen deiner Geschichte und Meinung!
Ihr wollt mehr von Till sehen? Dann schaut auf seiner Instagram- oder Internetseite vorbei auf www.lenecke-zeichnet.de.