Es ist Montag, aber Feiertag. Meine Mutter und ich haben uns verabredet, wir möchten einen Tag für uns haben, ein bisschen quatschen und was unternehmen. Meinen Vorschlag, eine der Teutoschleifen oder Teutoschleifchen zu laufen, findet sie direkt gut und wir brauchen nicht lange, um uns für das Bevergerner Pättken zu entscheiden. Denn ihr Elternhaus steht in Bevergern und wir kennen den Ortsteil von Hörstel beide sehr gut.
Die Sonne strahlt, ganz vereinzelt ziehen kleine zerpflückte Wolken am blauen Himmel vorbei und die ersten Blätter haben sich bereits verfärbt. Es ist wunderschönes Herbstwetter, um die 7 km lange Rundtour zu genießen. Wir starten an der mächtigen Levedags Mühle, die mittlerweile privat bewohnt ist. Durch die schöne Allee auf dem feinen Schotter geht es Richtung Bevergerner Dorfteich, an dem bereits die erste Wanderbank auf uns wartet. Zwar sind wir gerade mal 5 Minuten gelaufen, aber so eine einladende Bank kann man doch mal ausprobieren, oder? Die Wanderbank mit dem Teutoschleifen-Symbol auf den Seiten schmiegt sich wellenförmig in die Landschaft und bietet eine ideale Möglichkeit, um schwere Beine auszuruhen und die Sonne zu genießen.
Wir haben ein langes Stück Buchenallee hinter uns, bis wir zur Westfalenstraße gelangen und am Dortmund-Ems-Kanal entlang bis zum Nassen Dreieck laufen. Besonders schön: Der Wanderweg ist (bis auf die Querungen der Hauptstraße) komplett autofrei und heute haben wir auch Glück mit den Radfahrern, denn es sind kaum welche unterwegs. Viele Menschen scheinen sich heute für einen Spaziergang entschieden zu haben. Das Wasser vom Kanal glitzert in der Sonne und wir haben ein gutes Tempo, bis wir zur alten Fußgängerbrücke „Bergeshöveder Steg“ kommen (hier gibt’s übrigens nochmal eine Wanderbank). Die hübsche Stahlbrücke mit dicken Bohlen wurde im Jahr 1914 erbaut und führt uns direkt über den Dortmund-Ems-Kanal. Auf dem Scheitelpunkt bleiben wir stehen und blicken Richtung „Nasses Dreieck“: Hier fließen Dortmund-Ems-Kanal und Mittellandkanal ineinander. Im Hintergrund erhebt sich der Ausläufer des Teutoburger Waldes mit vereinzelt gelb verfärbten Bäumen und bietet eine schöne Kulisse.
Am Nassen Dreieck könnte man übrigens auch eine Pause machen, denn hier gibt es neben einer Gaststätte auch einen kleinen Verkaufswagen mit Snacks und Getränken. Die Liegestühle, die am Kanal aufgereiht sind, sehen sehr einladend aus, aber uns zieht es weiter, denn jetzt kommen ein paar wenige Höhenmeter. Nach einem Stück entlang des Mittellandkanals geht es ein paar (gefühlt hundert!) Stufen hoch, die uns zum Huckberg führen. Puh! Wir müssen mal kurz stehen bleiben und verschnaufen. Wann ist man im Münsterland schon Höhenmeter gewohnt? Die Wegweiser führen uns einen schmalen Pfad in den Wald hinein und es geht hoch, hoch, hoch. Eine Linkskurve und zack stehen wir mitten im Wald. Es riecht gleich ganz anders, etwas mehr nach Erde und Moos. Die Sonne schafft es kaum durchs dichte Blätterdach und wirft nur vereinzelt ein paar Punkte auf den Boden. Es ist ein schöner Weg, der die dumpfen Schritte unserer Wanderschuhe wiedergibt und zu keiner Zeit für Irritationen sorgt. Hier läuft das Teutoschleifchen Bevergerner Pättken parallel zum Hermannsweg. Die Wegweiser sind gut erkennbar und in regelmäßigen Abständen angebracht, sodass wir zu keiner Zeit den Zweifel haben auf dem falschen Weg zu sein.
Wir vermuten, dass wir die Hälfte des Huckberg geschafft haben und lassen uns auf eine Pause ein. Selbstverständlich auf einer der Wanderbänke, die hier auf uns nur gewartet hat! Ein kleines Picknick versüßt uns die Pause und die mitgebrachten Getränke haben wir schnell zur Hälfte geleert. Wir lassen uns die Sonne aufs Gesicht scheinen und machen für ein paar Minuten die Augen zu. Hinter uns im Wald zwitschern tatsächlich noch ein paar Vögel und immer mal wieder hört man Stimmen von Wanderfreudigen, die an uns vorbeiziehen.
Unbedingt an ein Picknick denken für die Pause! Es gibt so viele schöne Rastmöglichkeiten, die zu einer (kleinen) Pause einladen.
Nach der kleinen Pause geht es tatsächlich nur noch bergab und wir kommen am Ende des Huckberg an der Westfalenstraße wieder raus. Hier empfängt uns ein Schilderwald mit Hinweisen zu Parkplatz, Wegen und interessanten Punkten. Die Hexenhöhle haben wir ganz vergessen! Macht nichts, wir haben diese Tour nicht das letzte Mal gemacht, das ist uns klar. Ein kleines Stück geht es an der Straße entlang, bis wir zur Schleuse in Bevergern kommen, an der schon zwei Familien stehen. Das Spektakel vom Schleusen der Schiffe wollen wir uns nicht entgehen lassen, auch wenn wir es schon mehrfach gesehen haben. Also reihen wir uns an den Zaun, wo die Familien bereits stehen und genau beobachten, wie hoch das Wasser schon gestiegen und wie weit das Schiff noch entfernt ist. Während der Frachter immer näher kommt, steigt das Wasser bis zur Markierung, dann erst öffnet sich das Schleusentor und das Schiff kann einfahren. Der letzte Teil des Teutoschleifchens führt uns zum anderen Ende der Schleuse, wo wir im Vorbeigehen sehen, wie sich unter sprudelndem Wasser die Schleusentore öffnen und den Weg für das riesige Schiff freigeben.
Wieder führt uns das Teutoschleifchen durch eine hübsche Allee durch den Ort, vorbei an der Schützenwiese. Jetzt sind wir wieder an Levedags Mühle und machen noch einen Abstecher in den Ortskern. Die Teutoschleife Bevergerner Pättken hat uns wirklich gut gefallen! Gerade jetzt im Herbst haben wir uns über die vielen Farben und unterschiedlichen Wegbeschaffenheiten gefreut, ein paar Höhenmeter, ein bisschen Wasser – und das alles direkt vor der Haustür! Eine zweistündige Tour, die wir das nächste Mal mit Besuch laufen werden. Wer hätte gedacht, dass das Münsterland mit Höhenmetern trumpfen kann?