Sonntag, 34 Grad Celsius, Sonnenschein – Zeit zum Radfahren?! Wir sind uns nicht ganz sicher, ob es doch zu heiß für eine Fahrradtour ist, machen uns dann aber kurzentschlossen noch auf den Weg.
Die Anreise soll nicht zu lang sein, also suchen wir im Tourenplaner Münsterland nach Touren in der Umgebung und stoßen auf die NaTourismus-Schlehenroute. Die Tour ist rund 45 Kilometer lang und führt durch Gimbte, das von Münster aus mit dem Auto in 15 Minuten zu erreichen ist. Gesagt, getan: In Gimbte parken wir mitten im Ort in der Dorfstraße auf einem kostenfreien Parkplatz, der auch noch direkt am Radwegenetz liegt, so dass wir den Einstieg in unsere Route sofort finden.
Entgegen dem Uhrzeigersinn fahren wir auf der Dorfstraße durch das malerische Dorf Gimbte, das schon mehrmals als Golddorf ausgezeichnet wurde. Durch die EmsAuen-Landschaft geht es Richtung Greven, wo direkt am Ortseingang die Zollburg Schöneflieht liegt, Standort einer im 13. und 14. Jahrhundert errichteten Zoll- und Schutzburg, die der Sicherung des Emsüberganges im Süden der Siedlung diente. Heute erinnern eine Schautafel und eine den Grundriss veranschaulichende Rahmenkonstruktion an die Burg.
Der Weg führt uns in Greven weiter an der Ems entlang und an einigen der interessanten Emsdeich-Skulpturen vorbei. Sie erzählen vom Arbeiten und Leben am Wasser, von Textilproduktion, Schifffahrt, Überschwemmungen und Deichbau.
Kurz bevor wir die Ems queren, befindet sich auf der rechten Seite eine Hörstation der Friedensroute, die über die Zeit des 30-jährigen Krieges informiert – einfach kurbeln und zuhören. Nach dem kurzen Geschichtsinput erreichen wir nach ca. 800 Metern ein Kiefernwaldgebiet, bei dem ein wenig Vorsicht beim Durchfahren geboten ist, da der Boden sandig und der Weg schmal ist. Kurz hinter dem Ort Voßkotten biegen wir rechts von der Route ab und machen einen Abstecher zum Westeroder See, der bei dem traumhaften Badewetter sehr gut besucht ist. Durch Wiesen und Felder geht es auf der Tour weiter Richtung Nordwalde. Am Ortseingang liegt idyllisch von einem Park umgeben Haus Bisping. eine Gräftenanlage, auf der sich heute die evangelische Kirche, ein von Wasser umgebener Speicher und ein Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert befinden. Von Nordwalde führt die Route leicht bergauf nach Altenberge, bis zur Krüselinde, dem Wahrzeichen der Stadt. Die Sommerlinde kann schon auf rund 300 Jahre zurückblicken. Sie hat eine Höhe von 15 Metern und auch die Krone hat einen gewaltigen Durchmesser. Noch älter als die Linde ist der Alte Münsterweg, der an ihr vorbeiführt. Früher war dies die Hauptverbindung nach Münster. Zur Zeit Karls des Großen wurden unter der Linde Sondergerichte über die Freien gehalten. Freie waren die Menschen, die nicht als Leibeigene zu einem Grundherrn gehörten und sich frei von Ort zu Ort bewegen durften.
Der Weg wird wieder etwas schmaler, unebener und steiler, führt dabei aber durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit für das Münsterland ungewohnten Weitblicken in die Umgebung.
Im Altenberger Ortsteil Hansell kommen wir dann an der sogenannten Holzholländerachteckwindmühle vorbei, die auf eine über 300-jährige Geschichte zurückblicken kann und die größte holländische Mühle im nahen Umkreis ist. Besichtigungen sind allerdings nur von außen möglich.
Durch die Münsterländer Parklandschaft gelangen wir schließlich wieder zurück nach Gimbte.
Fazit: Die Schlehenroute ist landschaftlich sehr reizvoll und abwechslungsreich. Es gibt allerdings einige Schotter- und Sandwege, Schlaglöcher, Pättkes und Anstiege. Daher ist beim Fahren Umsicht geboten. Die wunderschöne Natur entschädigt aber dafür.
Die Biologische Station Kreis Steinfurt hat einen Flyer zur Route mit vielen interessanten Informationen zu den Natur- und Kulturhighlights entlang der Strecke herausgegeben. Ein guter Einstieg zur Vorbereitung auf die Tour oder als Begleitheft während der Tour.
Die Schlehenroute ist eine von sechs lokalen Rundrouten im Steinfurter Land, die zu den Naturschönheiten der Region führen und unter dem Titel „NaTourismus-Routen“ gebündelt sind.