Wenn ich mit Freunden oder Verwandten die Rieselfelder in Münster besuche, was ich besonders gerne mache, da sie nur rund sechs Kilometer von meinem Zuhause entfernt sind, ist da zuerst ein großes Fragezeichen in den Gesichtern. Rieselfelder? Vögel beobachten? Hört sich nicht so spannend an.
Wenn wir dann ankommen, ist die Verwunderung groß. Dort, wo bis in die 70er-Jahre die Verrieselungsflächen für die Abwässer der Stadt Münster waren, befindet sich heute auf rund 4,3 Quadratkilometern ein europäisches Vogelschutzgebiet, das vielen bedrohten Vogelarten Zuflucht bietet. Gleichzeitig dient es als beliebtes Ausflugsziel für die Münsteraner Bevölkerung. Auch Nicht-Ornithologen sind von dem Naturerlebnis in direkter Nähe von Münster begeistert.
Den Münsteranerinnen und Münsteranern ist es auch zu verdanken, dass die Rieselfelder in den 1980er-Jahren nicht in ein großes Industriegebiet umgewandelt wurden. Bürgerproteste kamen auf und eine Bürgerinitiative zum Erhalt der Rieselfelder gründete sich, die schließlich auch erfolgreich war.
Die Geschichte der Rieselfelder geht bis in das Jahr 1901 zurück. Durch die starke Zunahme der Münsteraner Bevölkerung nahm auch das anfallende Abwasser zu. Die Flüsse Aa und Ems konnten diese Abwassermengen nicht mehr bewältigen, so dass die Stadt ein großes Gelände zwischen den beiden Flüssen auswies, um das Abwasser zu reinigen.
Teile der Rieselfelder sind heute Naturschutzgebiete, die nur bedingt zugänglich sind. Sie befinden sich im Norden. Das für die Besucherinnen und Besucher öffentliche Naturerlebnisgebiet liegt im Süden und ist frei zugänglich. Hier gibt es mehrere Rundwander- und Fahrradwege, einen Aussichtsturm und tolle Beobachtungspunkte mit Blick in die wunderschöne Natur.
Meinen letzten Kurzausflug zu den Rieselfeldern habe ich an Fronleichnam gemacht. Wieder mit Besuch im Gepäck. Nach viel sitzen, quatschen und essen, wie man das so macht, wenn Besuch da ist, haben wir uns gegen 17 Uhr entschieden, doch noch auf die Räder zu steigen und uns etwas zu bewegen. Von Münster sind wir auf der Dortmund-Ems-Kanal-Route zu den Rieselfeldern geradelt. Alleine der Weg dorthin war schon Urlaub pur. Entlang des Kanals waren viele Menschen, die sich sonnten, im Kanal schwammen, grillten und einfach das tolle Wetter genossen.
Bei den Rieselfeldern war es hingegen aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit ruhiger als sonst. Meist war ich bisher mittags oder nachmittags dort. Der Aussichtsturm gehörte uns fast alleine. Einen Abendbesuch kann ich daher nur empfehlen!
Fazit unseres Besuchs: Die Rieselfelder waren der Höhepunkt des Tages. Natur pur, wunderbare Ruhe und sich auf dem Fahrrad den Wind um die Nase wehen lassen – einfach toll.
Bei einem Besuch der Rieselfelder solltest du unbedingt auf den Aussichtsturm gehen, denn von dort hat man einen fantastischen Überblick über die unterschiedlichen Lebensräume für Pflanzen und Tiere. Offene Wasserflächen, feuchte Weiden und Wiesen, Streuobstwiesen und Brachen bilden vielfältige Biotope. Und mit etwas Glück siehst du auch die in den Rieselfeldern angesiedelten Heckrinder.