Saerbeck ist DIE Klimakommune im Münsterland, der dortige Bioenergiepark ist das Aushängeschild der Gemeinde. Das muss ich mir natürlich mal selber angucken, denn seit neuestem bietet der Bioenergiepark öffentliche Führungen an. Nichts wie hin also nach Saerbeck, natürlich mit dem Fahrrad, da auch die Führung (wie es sich für das Münsterland gehört) mit dem Fahrrad stattfindet.
Als ich ankomme, steht schon eine Gruppe mit ihren Fahrrädern vor den Toren des Bioenergieparks , hier bin ich also richtig. Mit mir nehmen noch zehn weitere Menschen an der Führung teil. Pünktlich um 15 Uhr geht es los.
Unseren ersten Halt machen wir am Kompostwerk. Hier werden die Bioabfälle aus dem gesamten Kreis Steinfurt kompostiert. Dazu durchläuft der Biomüll verschiedene Stationen: Zuerst geht es in die Fermenterhalle, hier kann der Abfall vergären, wobei übrigens auch Biogas entsteht, das in Strom umgewandelt wird. Die nächsten Stationen sind die Rotteboxen und die Nachrottehalle. Im letzten Schritt muss der nun entstandene Kompost noch gesiebt werden, denn mögliches Plastik, das im Bioabfall war, kann nicht kompostiert werden. Deswegen ist es zum Beispiel wichtig, den Aufkleber auf der Bananenschale immer getrennt zu entsorgen. Innerhalb von einigen Wochen wird so aus Biomüll Kompost. Wenn du dir den ganzen Prozess im Detail anschauen möchtest, schaue doch mal auf der Website der Entsorgungsgesellschaft Steinfurt vorbei.
Nach dem Besuch des Kompostwerks führt uns die Tour zur Biogasanlage, einem Herzstück des Bioenergieparks. Diese Anlage ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie nachwachsende Rohstoffe und tierische Abfälle zur Energieerzeugung genutzt werden können. Schon beim Betreten des Geländes kann man den typischen Geruch wahrnehmen, der von den fermentierenden organischen Materialien ausgeht – in diesem Fall hauptsächlich Mais und Gülle.
Weiter geht’s zu den Solaranlagen, die ich schon von Weitem gesehen habe. Der Bioenergiepark wurde übrigens auf einem ehemaligen Bundeswehrgelände gebaut, von 1989 bis 1990 wurde hier Munition gelagert. Deswegen sieht man hier auch noch überall die 74 alten Bunker, die nun umfunktioniert wurden, sodass auf deren Dächern nun zahlreiche Solaranlagen Platz haben. Das, was man von zuhause nur im Kleinformat auf dem Dach kennt, gibt es hier in riesig.
Unser nächster Halt führt uns zu den Ledder Werkstätten, die im Bioenergiepark ansässig sind. Hier werden Menschen mit Behinderungen in verschiedenen Projekten beschäftigt, unter anderem in der Pflege der Grünanlagen. Es war schön zu sehen, wie Inklusion und Nachhaltigkeit hier Hand in Hand gehen.
Zum Schluss wartet noch ein ganz besonderes Highlight auf uns, wir dürfen ein Windrad von innen besichtigen. Je näher wir an das Windrad rankommen, desto größer wirkt es, kein Wunder bei 200 Metern Höhe. Zum Glück geht es nicht nach ganz oben, wir bleiben im Innenraum unten. Aber auch von hier ist der Blick nach oben ganz schön beeindruckend.
Übrigens gibt es hier im Bioenergiepark Saerbeck auch einen außerschulischen Lernstandort. Hier können Schülerinnen und Schüler von der Grundschule bis zur Oberstufe alles rund um die Themen Erneuerbare Energien, Klimawandel, Klimaschutz, Abfall und Recycling lernen.
Nach knapp drei Stunden endete unsere Tour mit ganz vielen neuen Eindrücken. Insgesamt wird im ganzen Bioenergiepark Strom für mehr als 17.000 Haushalte produziert, das ist mehr als die Gemeinde Saerbeck verbrauchen kann. Es war total spannend, mehr über nachhaltige Stromerzeugung zu erfahren und alles mit eigenen Augen zu sehen.
Die nächste Führung findet am 12. Oktober um 15 Uhr statt. Alle Infos zu den Führungen bekommst du hier.