Es ist früh, als ich mit meinen KollegInnen in Richtung Heiden starte, das Wetter ist grau und mein Kaffee ist mir heute früh eher mäßig gelungen. Umso mehr freue ich mich auf unseren Besuch bei der Kaffeerösterei Küper. Vielleicht erhalte ich hier einige Tipps, wie ich den morgendlichen Kaffee mit meiner Bialetti besser hinkriege, weniger bitter, mehr vollmundig. Wir werden sehen …
Wir fahren auf einen alten Bauernhof und steigen aus. Kaffeeduft liegt in der Luft und wir betreten eine, wir mir scheint, ehemalige Scheune. Davor steht ein Kaffeewagen, mit dem Josef Küper jeden Freitag auf dem Markt in Heiden steht, so erfahre ich später.
Wir werden herzlich in Empfang genommen und zunächst ins Kaffeelager geführt. 4 Paletten mit verschiedenen Kaffeesäcken bestellt Josef jeden Monat, vornehmlich von einem niederländischen Lieferanten. Auch in Bremen nimmt er ab und zu noch Kaffee ab. Im Sortiment hat er 18 verschiedene Sorten, darunter Kaffee aus Mexiko, Brasilien, Kolumbien, Ruanda, Costa Rica und Indien, einige davon Bio-zertifiziert. Einen Projektkaffee aus Honduras hat er auch auf Lager. Hier weiß er genau, woher die Bohnen stammen, wer sie verarbeitet und wer am Ende das Geld erhält. Der Projektkaffee und der faire Handel sind Josef wichtig, der richtige Umgang mit dem Produkt liegt ihm am Herzen. „Wenn ich könnte, würde ich nur Bio-zertifizierten Fair Trade gehandelten Kaffee anbieten, aber leider gibt das die Nachfrage einfach nicht her.“
„Früher habe ich Gemüse für Iglo angebaut“, beginnt Josef seine Geschichte. Dann folgte eine Umschulung zum Schweißer, bei der er einen Italiener kennenlernte. Sie wollten gemeinsam eine Rösterei eröffnen, doch diese Idee wurde durch die Wirtschaftskrise 2008/2009 zunichtegemacht. Josef hat sich vieles autodidaktisch beigebracht und nach einer Schulung alleine alles auf eine Karte gesetzt. Ein ehemaliges landwirtschaftliches Gebäude wurde auf eine gewerbliche Kaffeerösterei umgeschrieben, die erste Röstung erfolgte dann 2009. Heute hat Josef neben 2 Angestellten über 30 Verkaufsstellen, die seinen Kaffee anbieten und kann von den Einnahmen der Rösterei leben.
Dein Kaffee schmeckt bitter oder säuerlich? Das könnte vor allem am Mahlgrad in Kombination mit der gewählten Brühart liegen. Für eine Bialetti sollte der Kaffee wie für einen Filterautomaten gemahlen sein, auf keinen Fall so fein wie für eine Siebträgermaschine. Für eine French Press sollte der Kaffee sehr grob gemahlen sein. Grundsätzlich gilt: Schmeckt dein Kaffee sauer, ist er zu grob gemahlen, schmeckt er zu bitter, ist er zu fein gemahlen. Zudem sollte das Wasser nicht zu weich sein - hier liegt der Teufel im Detail!
Ich greife erst einmal beherzt in die noch ungerösteten grünen Bohnen (natürlich habe ich vorher gefragt!). Ich nehme einen tiefen Atemzug und es riecht überhaupt nicht nach Kaffee! Die Bohnen riechen nach frischem Heu. „Daran erkennt man unter anderem die gute Qualität“, so Josef. Für mich ist das neu. Ich als Laie habe aber auch noch nie an ungerösteten Bohnen gerochen. Dann zeigt uns Josef, wie die Röstung funktioniert. Er schiebt einen Trichter mit eingebauter Waage unter einen der großen Kaffeesäcke und öffnet einen Schieber. Die Bohnen rieseln in den Trichter und bei einem ganz bestimmten Gewicht wird der Schieber wieder geschlossen. Dann fährt er den Trichter mit den Bohnen unter ein Ansaugrohr und schließt selbiges an. Die Bohnen werden jetzt mit Unterdruck durch ein Rohrsystem direkt in den Röster befördert. Dann kann der Röstvorgang starten. Josef zieht ab und zu ein Röhrchen mit Kaffeebohnen aus dem Röster und prüft den Grad der Röstung. Er kann genau sehen, wann die Röstung abgeschlossen ist.
Die Beförderungstechnik hat Josef erst im letzten Jahr eingebaut. „Das ist einfach viel rückenschonender als immer die schweren Säcke schleppen zu müssen und es geht zudem noch schneller.“
Nach dem Röstvorgang und dem Abkühlen laufen die Bohnen dann noch durch den Entsteiner. Die leichten Bohnen werden oben angesaugt, die schweren Steine fallen nach unten, fertig ist die Röstung.
Zu kaufen gibt es den Kaffee im Onlineshop der Rösterei oder auf dem Marktstand an jedem Freitag in Heiden. Aber auch in einer der 30 Verkaufsstellen könnt ihr fündig werden.
Wenn ihr nicht genau wisst, wie ihr einen wirklich guten Kaffee mit eurer Maschine gemäß eures Geschmacks hinbekommt, ruft Josef einfach an. Seine Beratung ist wirklich klasse! Mir hat er einen bestimmten Kaffee mitgegeben und mir gesagt, wie ich ihn mit meiner Bialetti am besten zubereite – seitdem schmeckt mein Kaffee morgens wirklich rund!
Ich habe viel gelernt an dem Tag und bin überrascht, wie viele Details bei der Herstellung von gutem Kaffee berücksichtigt werden müssen. Danke Josef, dass du uns einen Einblick gewährt hast!