Es ist Anfang Mai, als ich in Richtung Nordkirchen unterwegs bin. Ich möchte mir die Alltagsmenschen ansehen, die hier seit dem 9. April und noch bis zum 16. Oktober zu sehen sind.
Sie lesen ein Buch, sitzen entspannt auf einer Bank, genießen die Sonne oder schwimmen sogar im Wasser – man könnte glauben, es seien echte Menschen. Doch beim Näherkommen zeigt sich: Es sind lebensgroße Betonskulpturen. Die sogenannten Alltagsmenschen sind künstlerische Inszenierung des Alltäglichen und zeigen das Leben in seiner reinsten und ungeschönten Form.
Anlass der Freiluftausstellung ist das 1.000jährige Stadtjubiläum von Nordkirchen. Insgesamt wurden mehr als 50 Skulpturen an 15 unterschiedlichen Standorten platziert. Ich entdecke einige davon bei einem Stadtrundgang – aber mit dem Fahrrad findet ihr sicherlich noch mehr.
Die ersten sehe ich in der Schloss- und Parkanlage des „Westfälischen Versailles“ – dem Schloss Nordkirchen. Gleich vier Installationen der Alltagsmenschen begegnen mir hier. Mitten im Schlosspark sitzen sie unter anderem an einer festlich gedeckten Sommertafel. Ich setze mich dazu und bin Teil der Installation. Das aktive Mitgestalten der Szenerie macht Spaß und es werden ein paar schöne Fotos geknipst.
Weitere Alltagsmenschen entdecke ich später in der Innenstadt. Mich laden sie zum Schmunzeln und manchmal auch zum Nachdenken ein.
Natürlich stehen die Skulpturen auch in den angrenzenden Ortsteilen Capelle und Südkirchen.
Die Alltagsmenschen sind für viele Münsterländerinnen und Münsterländer keine Unbekannten mehr. Bereits drei Mal war die Ausstellung in der Stadt Telgte zu Gast, zuletzt in 2020. Der Gemeinde haben die Kunstwerke so gut gefallen, dass einige Alltagsmenschen dauerhaft dorthin gezogen sind. In 2021 haben eine Nonne aus Beton sowie eine Dreiergruppe aus der Inszenierung „Ernst des Lebens“ ihr Zuhause in Telgte gefunden. Im Stadtteil Westbevern freuen sich „Anton, der Postbote“ und „Fräulein Änne, die Lehrerin“ auf dem Brinker Platz in Vadrup auf Besucherinnen und Besucher.
In Münster-Hiltrup sind ebenfalls mehrere Alltagsmenschen immer anzutreffen. Sie zaubern täglich den vorbeigehenden Bürgerinnen und Bürgern ein Lächeln auf ihr Gesicht. An der Marktallee findest du zum Beispiel zwei Bauarbeiter, am Osttor blickt ein Beton-Mann in die Ferne. Wonach er wohl Ausschau hält?
Hinter den Skulpturen stecken die Künstlerinnen Christel und Laura Lechner. Sie sind nicht nur Mutter und Tochter, sondern arbeiten auch gemeinsam auf dem idyllisch gelegenen Atelier Lechnerhof in der Nähe von Witten. Ihre Werke kannst du aber in ganz Deutschland entdecken. Im Münsterland sind die Alltagsmenschen schon seit über einem Jahrzehnt gern gesehene Figuren.