In diesem Jahr finden die Warendorfer Hengstparaden am Samstag, 14. September und Sonntag, 15. September statt. Am Samstag, 21. September gibt es erstmalig die Parade bei Nacht zu sehen! Weitere Infos und Tickets gibt es hier.
Das Nordrhein-Westfälische Landgestüt in Warendorf ist DIE Institution rund um das Thema Pferdezucht in Westfalen. 1826 gegründet, um die Pferderegion Westfalen zu stärken, blickt es auf eine fast 200-jährige Geschichte zurück. Ein fester Bestandteil der Tradition: Einmal im Jahr präsentieren die mehr als 100 edlen Vererber ihr Können bei den Hengstparaden. Ein buntes Spektakel, das für Begeisterungsstürme sorgt!
Sara Kemper ist definitiv die mutigste Mitarbeiterin des Landgestüts Warendorf! Eben noch hat sie die beiden feurigen Warmbluthengste „For Complete“ und „Vilanciano“ vor der Kutsche präsentiert, jetzt prescht sie stehend – auf jedem Pferderücken ein Bein – über den Paradeplatz, dass der Sand nur so spritzt. Unbeeindruckt von den „Ahs!“ und „Ohs!“ der Zuschauerinnen und Zuschauer gibt das Trio auf der Diagonalen noch einmal Gas, denn davon lebt die sogenannte „Ungarische Post“: Tollkühnheit und Temperament!
Diese wahrlich unübliche Art der Fortbewegung zu Pferde, die übermütige Hirtenjungen in der ungarischen Puszta entwickelt haben sollen, ist einer der beliebtesten und spektakulärsten Programmpunkte der Hengstparaden. Doch die Veranstaltung hat noch viel mehr Highlights zu bieten. Egal ob Springen, Dressur, Fahren oder Lektionen der „Hohen Schule“ – bei den 20 Schaubildern ist nicht nur für jeden etwas dabei, sondern sie legen auch alle Zeugnis davon ab, was die Arbeit des Landgestüts ausmacht: Zucht und Ausbildung leistungsstarker Pferde, die große Kompetenz im Umgang mit ihnen und das große Vertrauen zwischen Mensch und Tier.
Das zeigt schon der traditionell rasante Auftakt, der seit 1966 die Hengstparaden eröffnet: die Springquadrille. Noch während Moderator und Reitsportexperte Carsten Sostmeier die Akteure mitreißend ankündigt, erobern die Hengste heißblütig den Paradeplatz. Der erste Auftritt vor ausverkauften Rängen mit jubelnder Menge – da fällt so mancher Satz über die Reisig-Hindernisse im Eifer des Gefechts gewaltiger aus, als notwendig gewesen wäre. Kein Wunder, denn schließlich räumen die Hengste aus Warendorf auf den Springturnieren dieser Welt regelmäßig ab, wenn es hoch hinaus geht. Eines der bekanntesten Beispiele beweist direkt im nächsten Schaubild „Bewährte Vererber“, dass er seine Strahlkraft auch mit fast 20 Jahren noch lange nicht verloren hat: der Schimmelhengst „Cornado I NRW“. „Mit seinen Erfolgen und einer Lebensgewinnsumme von 1,8 Millionen Euro gehört er zu dem besten Prozent der Springvererber“, betont Sostmeier. Und der Nachwuchs? Der scharrt längst mit den Hufen, wie die Parade der Youngsters später zeigt.
Auch im Fahrsport feiern die Hengste aus Warendorf Erfolge. Darüber hinaus ist dem Landgestüt aber ein weiteres Anliegen besonders wichtig: die Bewahrung der Traditionen. Nirgendwo sonst erleben Besucherinnen und Besucher stolze Hengste so vielfältig in den unterschiedlichsten Anspannungen aus vergangenen Zeiten. Die Bandbreite reicht vom klassischen Viererzug über stilechte Tandemgespanne, ungewöhnliche Varianten wie das „Einhorn“ bis hin zur Postkutsche mit sieben Kaltblut-Hengsten davor. Bei der Zweispänner-Galopp-Quadrille mit den leuchtend gelben „Sandschneidern“ ist dann auch ausnahmsweise einmal ein Abweichen von der gängigen Regel erlaubt: Denn die Gangart Galopp ist eigentlich traditionell den Vierspännern vorbehalten.
Und dann sind da noch die Tänzer unter den Rössern: die Hengste mit Dressur-Talent. Auch diese Eleganz wissen die Beschäftigten des Gestüts richtig in Szene zu setzen, sei es bei der Arbeit am langen Zügel oder unter dem Sattel. Besonderen Applaus ernten die Bewegungskünstler im Ensemble, wenn zu Ausdruck und Leichtigkeit noch der Faktor Synchronisierung hinzukommt. Das Dressur-Sextett der mittelschweren Klasse, der Pas de Deux oder die berühmte Jacobowski-Quadrille mit 20 Hengsten zum Abschluss – das alles sind optische Leckerbissen, die die Herzen von Pferdefans höher schlagen lassen.
Nicht selten sind es die „Dicken“ unter den Hengsten, die besondere Sympathien ernten. „Unsere Rheinisch-Deutschen Kaltblüter sind die heimlichen Stars des Landgestüts“, bestätigt Carsten Sostmeier und weiß auch warum. Denn die Rasse war zwischenzeitlich fast ausgestorben, „bis sie hier ein neues Zuhause gefunden hat“. Heute beherbergt das Landgestüt 24 Exemplare der liebenswerten Riesen mit dem unerschütterlichen Gemüt. Manchmal stehen sie ihren warmblütigen Kollegen in nichts nach: Der Applaus brandet auf, wenn „Hanseat“ die Levade oder den Spanischen Schritt zeigt, und als „hippologische Naturgewalt“ in der Kaltblutkoppel sind die rund 800 Kilogramm schweren Herzensbrecher eh unschlagbar.
Die temperamentvollen Hengste des Warendorf Landgestüts auf dem Paradeplatz in den Schaubildern zu bewundern, ist zweifelsohne ein hippologisches Highlight. Wer allerdings echte Stallluft schnuppern möchte, sollte schon ein wenig früher kommen: Bereits ab 11 Uhr haben die Besucher und Besucherinnen Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen und auf der Stallgasse Ihren Favoriten ganz nahe zu kommen. Dabei sollten sie unbedingt den Blick nach oben richten, denn jeder Hengst verfügt über eine handgefertigte Stammbaumtafel, die seine edle Abstammung nachvollzieht.
Bevor die Hengstparade mit der großen Quadrille ausklingt, wird es noch einmal richtig rasant: Zwei Räder und 16 donnernde Hufe – es ist Zeit für den römischen Streitwagen! Michael Petzsch tritt an diesem Nachmittag die Triumphfahrt an, während die Gestütsflagge stolz im Fahrtwind flattert. Mit Tempo und fahrerischem Können erweckt er die Quadriga vom Brandenburger Tor zum Leben und bringt das Publikum zum Toben.
Kein Wunder, dass dieser Veranstaltungsauftakt 2022 auch bei Silke Gorißen, NRW-Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, bleibenden Eindruck hinterlässt. Stellenweise sei sie den Tränen der Rührung nahe gewesen, gibt sie am Ende freimütig zu und lobt Gestütsleiter Dr. Felix Austermann und sein Team für das große Engagement: „Das Landgestüt in Warendorf ist und bleibt ein Kleinod in NRW, und von den vielen kulturellen Stätten im Land ist es eine der vitalsten!“ Die Hengstparade habe einmal mehr bewiesen: „Hier im Kreis Warendorf ist ein Leben ohne Pferde undenkbar!“
Neben den Hengstparaden im September begeistern noch weitere Veranstaltungen vom Langestüt das Publikum. Weitere Infos zum NRW-Landgestüt und den jeweils aktuellen Veranstaltungen gibt es hier: https://www.landgestuet.nrw.de
Dieser Beitrag wurde verfasst von unserer Gastbloggerin Ines-Bianca Hartmeyer. Ihr wollt mehr von Ines-Bianca lesen? Besucht Sie auf ihrem Blog unter: www.entdeckerstorys.de.
Montag | 09:00 - 12:00 | 14:00 - 17:00 |
---|---|---|
Dienstag | 09:00 - 12:00 | 14:00 - 17:00 |
Mittwoch | 09:00 - 12:00 | |
Donnerstag | 09:00 - 12:00 | 14:00 - 17:00 |
Freitag | 09:00 - 12:00 | 14:00 - 17:00 |
Samstag | 09:00 - 12:00 | |
Sonntag | 11:00 - 12:00 |