Die Sonnenstunden werden langsam wieder kürzer, die Temperaturen sinken. Es ist Herbst. Mein Kollege Philipp und ich haben uns verabredet, um dem Hof Grothues-Potthoff in Senden einen Besuch abzustatten. Wir möchten uns ein Bild machen von dem vielseitigen Angebot. Jetzt im Herbst ist die Erntesaison für die eigens angebauten Äpfel. Normalerweise werden zu dieser Jahreszeit Kürbisse gehyped, aber der Hof Grothues-Potthoff hat einen anderen Schwerpunkt. Wir werden noch erfahren, wie interessant auch Äpfel sein können.
Nach einem kurzen Spaziergang über das Gelände gönnen wir uns erstmal eine Pause auf der Sonnenterrasse des Hofcafés, die sich direkt gegenüber vom hübsch dekorierten Eingang des Hofladens befindet. Die Schatten der Hecke werfen interessante Muster auf die Tische und wir können uns aussuchen, ob wir einen sonnigen, halbschattigen oder schattigen Platz haben möchten. Wir entscheiden uns für einen sonnigen Platz, da es gerade mal 17°C sind. Ein wunderschöner Herbsttag. Zu uns gesellen sich nur wenige Minuten später ein paar Spatzen. „Bitte die Vögel nicht füttern!“ lese ich auf einem Schild auf dem Fenstersims. Die kleinen aufgeplusterten Vögel wissen ganz genau, was als nächstes kommt: Kuchen!
Nachdem wir einen Kaffee bestellt und einen Blick auf die Kuchen und Torten geworfen haben, entscheiden wir uns für eine Brownie-Schnitte mit Beerenfrüchten und eine Joghurt-Kirsch-Torte. „Die Torte des Monats ist eine Apfel-Birnen-Mousse-Torte mit Williamsbirnenschnaps und Cashewboden“, sagt die freundliche Bedienung und bringt mich damit nochmal kurz von meiner sicheren Entscheidung ab. Der Monat hat noch 10 Tage, denke ich mir: Das reicht, um nochmal wiederzukommen. Ich lehne dankend ab und bleibe bei meiner Entscheidung.
Zu uns gesellt sich Pia Tekaat, die die Gastronomie bei Grothues-Potthoff leitet. Ich frage nach, was es mit der Torte des Monats auf sich hat. „Wir möchten, dass sich unsere Konditorinnen und Konditoren ausprobieren. Ich bringe immer mal wieder Rezepte mit oder sie entwickeln selbst welche. Die Torte des Monats haben wir einen Monat im Programm. Läuft sie super, kommt sie auf die Karte, wenn nicht, dann wird sie von der nächsten neuen Torte abgelöst.“ Saisonal kommen natürlich immer auch Kuchen und Torten hinzu, wie jetzt ein Apfel- oder Pflaumenkuchen.
Wenn ihr mit mehreren Personen kommt, probiert auf jeden Fall gemeinsam die Torte des Monats! Vielleicht gibt es sie nur diesen einen Monat und danach nie wieder…
Während Philipp und ich uns genüsslich dem süßen Traum in Kuchenform widmen, erzählt Frau Tekaat uns, was mit dem Obst passiert, das hier angebaut wird. „Wir versuchen möglichst viel selbst zu produzieren oder regional einzukaufen. Äpfel verarbeiten wir zu Torten und Kuchen oder Apfelpfannkuchen und zu den Reibeplätzchen servieren wir Apfelmus. Meine Mutter verarbeitet die Äpfel daneben auch noch zu Fruchtkompott. In Kombination mit anderen Obstsorten produzieren wir auch Marmeladen und Gelees.“ Die hofeigene Bäckerei, die man bei einem Einkauf im Hofladen besuchen kann, backt Brot und Brötchen für das Hofcafé. Im Übrigen bietet das Café nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch Frühstück und deftige Hauptspeisen an.
Der Hof Grothues-Potthoff ist ein Komplex aus vielen einzelnen Angeboten: Neben dem Hofcafé, in dem wir gerade sitzen, lädt der Hofladen gegenüber mit seinem breiten Angebot zu einem Einkauf regionaler Lebensmittel ein. Das Hofhotel erreicht man nach wenigen Metern über eine Brücke mit neugierigen Karpfen im Wasser und die Freizeitanlage bietet einen Spielgolf- und Swingolf-Platz. „Meine Mama hat mal mit Erdbeeren und Spargel angefangen. Umgebaut haben wir 1998. Bald haben wir 25-jähriges Jubiläum“, berichtet Pia Tekaat mit Stolz in der Stimme. Es ist ein echtes Familienunternehmen, denn ihre Brüder kümmern sich um den Obstanbau und die Geschäftsleitung, ihr Mann leitet das Hotel und ihre Schwester den Hofladen. Und ihre Mutter unterstützt noch immer bei der Weiterverarbeitung des Obstes.
Die silbernen Kaffeekännchen sind geleert, die Kuchenteller weisen nur noch ein paar einsame Krümelchen auf und die Spatzen haben sich beleidigt verzogen (auch wenn es schwer fällt: Bitte haltet euch an das Fütterungsverbot!). Bevor wir unseren Besuch im Hofladen anschließen, bekommen wir noch drei Äpfel gezeigt, die auf den ersten Blick aussehen wie normale Äpfel, sich bei genauerem Hinsehen aber doch unterscheiden. Der Bekannteste ist wohl der Gala, ein rot glänzender Apfel, der perfekter nicht hätte aussehen können. Daneben steht ein Wellant, etwas weniger rot mit einer Schale, die sich gleich nach „etwas mehr“ anfühlt und nicht so nagellackglatt ist wie die des Gala-Apfels. „An diesem Apfel kann ich nicht vorbeigehen, ohne reinzubeißen. Der ist so knackig und süß-sauer, den mag ich immer gerne“, sagt Pia Tekaat. Der dritte Apfel ist eine neue Sorte, ein „Lucy Glow“. Von außen sieht er ganz normal aus, das Fruchtfleisch ist aber melonenpink. Die verschiedenen Äpfel werden auf dem Hof auch frisch gepresst und zu Apfelsaft verarbeitet. Die „Bag in box“-Verpackung hält den Saft bis zu 6 Wochen frisch. Die Produkte vom Hof Grothues-Potthoff werden im Münsterland produziert und tragen daher alle das Münsterland-Siegel.
Wir verlassen die heckeneingefasste große Terrasse des Hofcafés und begeben uns Richtung Hofladen. Hier türmen sich verschiedene Kürbissorten in Körben, Holzkisten und anderen Gefäßen. Und auf einen Blick wird klar, warum ein Hofladenbesuch etwas anderes ist, als ein Einkauf im Supermarkt: Hier empfangen dich saisonale Obst- und Gemüsesorten. Auf einen Blick kannst du erkennen, was gerade Saison hat. Kürbis – logisch! Dass es aber Erdbeeren dank der Folientunnel (übrigens gleich gegenüber der Ausfahrt zu sehen) bis Oktober gibt, habe ich heute gelernt. Neben frischem Obst und Gemüse warten hier die weiterverarbeiteten Lebensmittel wie Säfte, Gelees, Eintöpfe und Aufstriche. Außerdem gibt es auch abgepackte Lebensmittel wie Nudeln oder gekühlte Lebensmittel in der Fleisch- und Molkereiabteilung. Ob die Produkte und Produzenten nicht in gegenseitiger Konkurrenz stehen, habe ich gefragt. „Auf keinen Fall! Wir können nicht alles selber produzieren, möchten aber ein breites Angebot anbieten. Außerdem möchten wir doch auch, dass unsere Produkte in anderen Läden stehen“, verrät Frau Tekaat mir. Die bekannte Kornbrennerei Sasse aus Schöppingen verwendet beispielweise die Himbeeren von Grothues-Potthoff für den Himbeergeist. Ok, jetzt leuchtet mir ein, warum es ein Geben und ein Nehmen ist. Die Produkte von Sasse findet man im Hofladen neben den Grothues-Potthoff-Likören.
Ein Hofladeneinkauf geht zwar etwas mehr ins Geld, dafür unterstützt du nicht nur die regionalen Produzenten, sondern trägst auch zum Umweltschutz bei, weil die Lebensmittel kurze Transportwege verzeichnen. Und ein Besuch im Hofladen lohnt sich allemal! Du lernst Produkte kennen, die von regionalen Unternehmen und Produzenten kommen, es aber (noch) nicht in „die großen Läden“ geschafft haben. Perfekte Geschenke mit Seltenheitscharakter!