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Fahrradtour mit Freunden
Die Heimat vom Fahrradsattel aus erkunden

Fahrradtour mit Freunden – die Heimat vom Fahrradsattel aus erkunden

Lang ersehnt – endlich umgesetzt!

Vor meiner Haustür verläuft das Radwegenetz mit der 100-Schlösser-Route, der Friedensroute, dem Europaradweg R1 und der Dortmund-Ems-Kanal-Route. Direkt zu Hause auf das Rad steigen und wieder dort ankommen, ganz ohne Auto oder Bahnfahrt. Ideal!

Schon lange haben wir im Freundeskreis davon gesprochen, gemeinsam eine Wochenendradtour im Münsterland zu machen. Nun ist es endlich soweit. Ganz spontan haben wir uns zu siebt auf den Weg gemacht. Montags hatten wir festgestellt, dass am Wochenende alle Zeit haben. Schnell habe ich in unseren Tourenplaner geschaut und eine Tour ausgearbeitet: Dortmund-Ems-Kanal-Route, EmsRadweg, 100-Schlösser-Route Nordkurs und Friedensroute. Die Routenabschnitte komplett zu fahren, wäre zu lang gewesen, daher habe ich ein paar Abkürzungen über das Radwegenetz eingebaut. Freitags 40, samstags 60 und sonntags 40 Kilometer. Übernachtung in Emsdetten und Lengerich. Eine Freundin hat sich dann auf die Suche nach Unterkünften gemacht, was in Anbetracht der kurzen Zeit nicht so leicht war. Wir sind nicht die einzigen, die das gute Wetter nutzen.

Tag 1: Zwischen Kanal und Ems

Los geht’s!

Am Freitagnachmittag treffen wir uns um 16 Uhr bei uns, jeder mit dem Nötigsten für ein Wochenende in den Satteltaschen. Über die Dortmund-Ems-Kanal-Route fahren wir bis zu den Rieselfeldern, die nördlich von Münster liegen. In den Rieselfeldern trifft man vor allem auf Vögel der unterschiedlichsten Arten, die in dem gut 230 Hektar großen Naturschutzgebiet ein Zuhause gefunden haben. Viele bedrohte Vogelarten finden hier einen Schutzraum, in dem sie brüten können und wo sie genug Futter für sich und ihre Jungen finden. Tatsächlich ist dieses Naturparadies jedoch keineswegs natürlich, sondern von Menschenhand geschaffen. Vor gut 100 Jahren begann die Stadt Münster nämlich hier, zwischen Ems und Aa, ihre Abwässer durch Verrieselung zu reinigen, sie also nach einer mechanischen Vorreinigung kontrolliert im Boden versickern zu lassen. Als Nebeneffekt entstand eine Seenplatte mit über 130 Teichen, die heute als Rast- und Mauserplatz für Zugvögel vieler verschiedener Arten dient.

EmsRadweg

Bei Gimbte, einem malerischen Ortsteil von Greven, stoßen wir auf den EmsRadweg, den wir bis Emsdetten durchfahren – begleitet vom Gegenwind. Die schöne Landschaft der Emsaue entschädigt uns aber dafür. In Greven legen wir einen kurzen Stopp an der Zollburg Schöneflieth ein, Standort einer im 13. und 14. Jahrhundert errichteten Zoll- und Schutzburg, die der Sicherung des Emsüberganges im Süden der Siedlung diente. Heute erinnern eine Schautafel und eine den Grundriss veranschaulichende Rahmenkonstruktion an die Burg. Der Weg führt uns in Greven weiter an der Ems entlang und an einigen der interessanten Emsdeich-Skulpturen vorbei. Sie erzählen vom Arbeiten und Leben am Wasser, von Textilproduktion, Schifffahrt, Überschwemmungen und Deichbau. Wir haben leider nicht so viel Zeit, sie uns genauer anzusehen, da wir unseren ersten Etappenort erreichen müssen. In Greven-Pentrup, direkt an der Route, befindet sich der Sachsenhof, eine Rekonstruktion einer 1200 Jahre alten frühmittelalterlichen sächsischen Hofanlage. Die Anlage vermittelt den Besucherinnen und Besuchern ein anschauliches und lebensnahes Bild frühmittelalterlich-sächsischer Lebensweise. Leider müssen wir uns auch diesen spannenden Besuch für ein anderes Mal aufheben. Weiter geht es durch Hembergen, bis wir schließlich Emsdetten erreichen, unseren ersten Etappenort.

Regional, raffiniert, LECKER!

Hier übernachten wir im Hotel Pötter, zentral im Emsdetten. Die Zimmer befinden sich in einem modernen Neubau, der hinter dem Haupthaus in einem ruhigen Wohngebiet liegt. Die Zimmer sind großzügig und modern eingerichtet. Von unserem Fenster aus blicken wir auf die St. Marienkirche, die erst Anfang der 50er-Jahre gebaut wurde. Ein Blick hinein lohnt sich!

Nach unserer Ankunft gibt es aber erst einmal ein kühles Getränk im Biergarten des Hotels. Das haben wir uns verdient!

Ein Highlight der Tour ist das Abendessen. Auch das nehmen wir im Hotel ein. Hier kocht der Chef selbst und das richtig gut! Wir schlemmen uns durch die raffinierte Karte – von der Vorspeisenvariation über geschmorte Schweinebäckchen bis hin zum „Emsdettener Blumentop“.

Insidertipp

Kurz vor Emsdetten am EmsRadweg liegt eine Aussichtsplattform, die im Rahmen der Regionale 2004 errichtet wurde und einen besonderen Blick in die Emsaue ermöglicht. Ein Stopp lohnt sich!

Route Tag 1

Tag 2: Schlösser, Burgen und einige Höhenmeter

Die Ems erleben

Nach dem Frühstück straten wir gegen 10 Uhr zur zweiten Etappe. Heute haben wir 60 Kilometer und den Teutoburger Wald vor uns. Von Emsdetten geht es über das Radwegenetz Richtung Hörstel-Riesenbeck. Direkt hinter Emsdetten fahren wir über den Reinermannsteg, eine architektonisch interessante Überquerung der Ems für RadfahrerInnen und Fußgänger. Die Brücke ist Kulisse von Otmar Sattels Biennalekunstwerk SCHUTZ-K.O.nTAKT. Ausfahrende Markisen sollen den Blick verstellen. Als wir die Brücke passieren, sind die Markisen eingefahren. Also auch hier muss ich noch einmal wiederkommen. Auf dem weiteren Weg kommen wir am Waldhotel Schipp-Hummert mit einer tollen Außenterrasse und einer „Radlerbude“ vorbei, die Softeis, Kaltgetränke und Snacks zur Selbstbedienung anbietet, Picknicktisch inklusive. Da wir gerade erst losgefahren sind, ist leider beides zu früh für eine Pause.

Burg und Kloster und immer wieder Wasser

Durch Wiesen und Felder führt uns der Weg in den Surenburger Wald und direkt auf die beeindruckende Surenburg zu. Haus Surenburg entstand zwischen 1400 und 1786 als Wasserburg der Renaissance. Das Haus befindet sich in Privatbesitz und kann deshalb nur vom Tor aus betrachtet werden.

Nach einer Foto- und Trinkpause fahren wir durch Bevergern bis zum sogenannten „Nassen Dreieck“. An diesem Wasserstraßendreieck zweigt sich der Mittellandkanal vom Dortmund-Ems-Kanal ab. Der Dortmund-Ems-Kanal wurde von 1892 bis 1899 gebaut und von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. Der Bau des Mittellandkanals wurde 1905 freigegeben. Besonders schön ist die historische Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal.

Das nächste Highlight erwartet uns nur ein paar hundert Meter weiter. Wir kreuzen die Autobahn, fahren ein Stück nebenher und dann liegt auf der linken Seite das DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst. Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster wurde 1256 gegründet. Es handelt sich um eine der wenigen erhaltenen Gesamtanlagen mit Süd- und Westflügel, Klosterkirche, Bibliothek, Backhaus und Mühlenanlage. Heute wird das Kloster als Kunsthaus genutzt, das zeitgenössische Kunst in historischen Gemäuern präsentiert. Es finden Ausstellungen, Kunstprojekte sowie Feste, Konzerte, Lesungen oder Theateraufführungen statt. Schön ist auch die Parkanlage, die die Gebäude umgibt.

Es ist 12 Uhr, eine gute Zeit für eine erste Einkehr. Café Clara am Kloster Gravenhorst hat eine geschlossene Gesellschaft. Hochzeit. Das Brautpaar sehen wir im Park mit der Fotografin. Im Innenhof wird alles für die Freiluftzeremonie vorbereitet. Das Seecafé visa vie öffnet erst um 14 Uhr. Also weiterfahren.

Aasee Ibbenbüren

Entlang der Ibbenbürener Aa erreichen wir schließlich den etwa 1,5 Hektar großen Aasee, der sich ganz in der Nähe des Ibbenbürener Stadtzentrums befindet. Direkt am See liegen eine Skaterbahn sowie das Aasee-Bad, mit Wellen-/Hallen- und Freibad. Es ist 13 Uhr. Das erste Lokal, an dem wir vorbei kommen, macht um 14 Uhr auf. Das mit dem Einkehren gestaltet sich heute schwierig. Wir verlassen unseren Routenverlauf und fahren zur anderen Seite des Sees. Im Ibbgoesbeach finden wir einen chilligen Platz am See, Kaltgetränke und Snacks.

Bergetappe

Nun sind wir gestärkt für die Bergetappe. Durch Laggenbeck fahren wir Richtung Ledde. Hier müssen wir uns nun entscheiden, ob wir die kurze steile oder die länger Strecke mit sanfterem Anstieg wählen. Wir entscheiden uns für Variante zwei. Ich bin nach einigen hundert Metern froh, dass ich zur Fraktion „E-Bike“ gehöre. Diejenigen, die ohne Antrieb unterwegs sind, kämpfen sich wacker die Berge hoch. Chapeau! So sanft sind die Anstiege dann doch nicht. Aber die Landschaft ist wunderschön. Etwas unvermittelt landen wir auf dem sogenannten „Eselspfad“. Hier ist Vorsicht geboten. Der Weg verwandelt sich auf ein paar hundert Metern zu einem ganz schmalen und unebenen Pfad im hohen Gras.

Berg- und Fachwerkstädtchen Tecklenburg

Endlich erreichen wir das romantische Berg- und Fachwerkstädtchen Tecklenburg mit seiner Freilichtbühne im Bereich der Burgruine, dem größten Freilichtmusiktheater Deutschlands. Die Stadt ist belebt. Die Menschen sitzen in den Außenbereichen der Cafés und Restaurants oder stöbern durch die schönen kleinen Geschäfte der Stadt.

Wir schließen unsere Räder ab und finden einen Platz auf der Terrasse vom Café Rabbel, direkt auf dem Marktplatz von Tecklenburg. Eine sehr nette Kellnerin bedient uns. Die Kuchen-, Eis- und Auswahl an kleinen Speisen ist sehr groß. Ich entscheide mich für den Eierlikörkuchen, den ich sehr empfehlen kann!

Gestärkt treten wir die letzten Kilometer der heutigen Etappe an. Den mühsam erklommenen Berg fahren wir nun auf der anderen Seite wieder hinunter und kommen auf dem Weg an Haus Marck vorbei. Die Anlage stammt aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 1643 war sie Verhandlungsort für den Westfälischen Frieden. Das Wasserschloss liegt südlich am Fuße der Stadt Tecklenburg, eingebettet in das Naturschutzgebiet Talaue Haus Marck. Die Hauptgebäude sind umgeben von einer historischen Gräftenanlage. Haus Marck befindet sich in Privatbesitz und ist bewohnt. Daher gilt auch hier: Mit Abstand genießen!

Schlussetappe Tag 2

Nach rund 6 Kilometern ist Lengerich erreicht. Hier übernachten wir im Boardinghouse am Teuto, das noch recht neu ist. Uns erwarten große und moderne Zimmer mit einer kleinen Küchenzeile. Die Küche bleibt aber heute Abend ungenutzt. Wir folgen der Empfehlung einer Bekannten, die in Lengerich wohnt. Mitten in der Stadt liegt die Pizzeria Italia. Die Pizzeria ist nicht sehr groß, daher ist es gut, dass wir für sieben Personen vorab reserviert hatten. Die Pizza ist gut und das Team der Pizzeria supernett. Der Abend wird sehr lustig.

Insidertipp

Plant ein wenig Zeit ein, durch Tecklenburg zu schlendern. Hier gibt es viele schöne, kleine Geschäfte und Lokalitäten, die zum Bummeln und Verweilen einladen.

Route Tag 2

Tag 3: Den Friedensreitern auf der Spur

Zwischen Teuto und Kanal

Die heutige Etappe ist rund 40 Kilometer lang. Gestartet wird gegen 10 Uhr, nachdem wir unsere Frühstückstüte im Boardinghouse verzehrt haben.

Von Lengerich aus fahren wir auf direktem Weg nach Ladbergen. Am Sonnenhügelsee stoßen wir auf die Friedensroute, der wir vorbei an der Alpaka-Farm Aabach bis nach Ladbergen folgen. An der Kirche in Ladbergen befindet sich eine von 12 Hörstationen an der Friedensroute, die auf unterhaltsame Weise über die Geschehnisse während des 30-jährigen Krieges informiert. Wir kurbeln und hören gespannt zu.

Weiter geht es bis zum Dortmund-Ems-Kanal. Hier verlassen wir die Friedensroute für ein Stück und fahren bis kurz vor Münster auf der Dortmund-Ems-Kanal-Route. Direkt vom Kanal aus führt ein Abzweig zu Nahrup's Hof, einer weitläufigen Hofanlage mit Hofladen und Hofcafé. Zeit für eine Einkehr auf der großen Sonnenterrasse. Für Kuchen ist es nie zu früh. Daher gönnen sich die meisten von uns gegen 12 Uhr schon ein Stück Torte. Auch wenn ich gestern schon Eierlikörkuchen hatte, bei Nahrup's Hof ist das ein Muss für mich, da er einfach extrem gut ist. Im Hofladen kaufe ich noch ein wenig Münsterländer Schinken, bevor es weitergeht.

Gestärkt schwingen wir uns wieder auf unsere Räder und fahren Richtung „KÜ“. Bei der alten Kanalüberführung kreuzen sich zwei Wasserstraßen. Die „alte Fahrt“ des Dortmund-Ems-Kanales überschreitet zwischen Greven und Münster-Gelmer die Ems. Das imposante technische Kulturdenkmal wurde 1899 erbaut.

Hinter Gelmer stoßen wir wieder auf die Friedensroute, die ein Stück durch die Rieselfelder im Norden Münsters Richtung Innenstadt führt. Kurz bevor wir unsere Haustür erreichen, machen wir noch eine Abschlusspause im Biergarten bei Sonnenschein und leckeren Kaltgetränken.

Schön war`s! Da sind wir uns alle einig.

Unsere Wege trennen sich nun, aber eines ist klar – das war nicht unsere letzte gemeinsame Tour mit dem Rad durch das Münsterland.

Insidertipp

Badesachen einpacken! Entlang des Kanals gibt es immer wieder Mal die Möglichkeiten, sich abzukühlen, zum Beispiel direkt an KÜ bei Gelmer.

Route Tag 3

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© Kerstin Clev

Über Kerstin Clev

Ich heiße Kerstin. Berufsbedingt hat es mich vor 20 Jahren aus dem Rheinland ins Münsterland verschlagen. Seitdem bin ich beim Münsterland e.V. für die Radregion Münsterland, das Tourismusmarketing und seit drei Jahren auch für die Schlösser- und Burgenregion zuständig.

Aus Beruf ist Berufung geworden. Ich habe mich in die Region und deren Bewohner „verliebt“.

Besonders gerne bin ich mit meinem E-Bike unterwegs, um die kleinen und großen Erlebnisse der Region zu erfahren. Dabei Besuche ich mit Vorliebe die Hofläden und –cafe´s am Wegesrand.

Generell gehört Reisen zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Da darf es auch gerne mal weiter weg gehen. Aber vor allem in den letzten zwei Jahren habe ich das Münsterland als Urlaubsregion für mich selbst neu entdeckt.

Verwandten und Freunden zeige ich bei ihren Besuchen gerne, was das Münsterland zu bieten hat. Vielleicht kann ich auch Euch für das ein oder andere im Münsterland begeistern.

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