Eins meiner absoluten Highlights im Münsterland sind die Dülmener Wildpferde. Eigentlich würde ich mich nicht als pferdebegeisterten Menschen bezeichnen, im Gegenteil. Diese wunderschönen Tiere flößen mir, aus nächster Nähe betrachtet, sogar großen Respekt ein.
Bei den Dülmener Wildpferden ist das komischerweise ganz anders.
Meine erste Begegnung mit den Wildpferden war vor rund 20 Jahren, als ich gerade meinen Job im Münsterland angetreten hatte. Zu dieser Zeit haben wir regelmäßig kleine Exkursionen mit den Kolleginnen und Kollegen gemacht, die das Münsterland auf Messen vertreten oder die im Tourismus-Center die Gäste beraten. Denn nichts lässt sich besser vermitteln, als das, was man selbst kennengelernt hat.
So haben wir eine Führung im Morgengrauen mit der Försterin Friederike Rövekamp gemacht. Ein traumhaftes Erlebnis, von dem ich heute noch schwärme. Unsere kleine Gruppe und die Försterin standen mitten im Wald, umringt von Wildpferden. Man hätte sie berühren können, wenn man nur die Hand ausgestreckt hätte. Der morgendliche Nebel stieg vom Boden hoch und wirkte fast schon mystisch.
Die Tiere waren alles andere als wild. Unsere Anwesenheit schien sie überhaupt nicht zu interessieren. Damals habe ich mich kaum zu bewegen getraut, um die Magie dieser Szenerie nicht zu zerstören. Die Erläuterungen von Frau Rövekamp waren hochspannend und mitreißend. Ihre spürbare Begeisterung hat sich auf uns übertragen. An diesem Morgen habe ich mich in die Wildpferde von Dülmen verliebt.
Seitdem fahre ich regelmäßig dorthin, gerne auch mit unserem Besuch, egal zu welcher Jahreszeit. Dieses tolle Erlebnis möchte ich einfach mit jedem teilen, der Interesse daran hat. Am Wochenende wird die Wildpferdebahn für Besucher geöffnet (Mitte März bis 1. November). Ein Zaun trennt dann zwar die Gäste von den rund 400 Wildpferden, aber das tut dem Erlebnis keinen Abbruch. Die Dülmener sind übrigens die einzig verbliebene Wildpferdeherde auf dem europäischen Kontinent!
Als „Wildpferde im Merfelder Bruch“ wurden sie bereits im Jahr 1316 urkundlich erwähnt. Ihr Lebensraum umfasste zu der Zeit ein mehrere tausend Hektar großes Areal. Heute leben sie auf der rund 400 Hektar großen Wildpferdebahn im Merfelder Bruch bei Dülmen, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts extra durch die Familie Herzog von Croÿ geschaffen wurde.
2012 habe ich mit Freundinnen am Wochenende an einer öffentlichen Führung teilgenommen, die ebenfalls sehr zu empfehlen ist. Einem der Pferde war es hinter dem Zaun zu langweilig geworden. Irgendwie hatte es den Weg in den Besucherbereich geschafft und galoppierte munter und ausgelassen zwischen unserer Besuchergruppe und dem Picknickplatz auf und ab. Ein Wildpferd, das auf einen zugaloppiert, ist ziemlich beeindruckend. Nicht alle aus der Gruppe waren bei dem Anblick völlig entspannt, aber der Gästeführer versicherte uns, dass die Situation völlig harmlos sei.
Und 2016 habe ich es dann tatsächlich endlich geschafft, rechtzeitig Karten für den berühmten Wildpferdefang zu organisieren, der traditionell am letzten Samstag im Mai stattfindet. Jedes Jahr hatte ich es mir vorgenommen und jedes Jahr hatte ich den Starttermin des Ticketverkaufs verpasst. Die Karten sind innerhalb weniger Stunden ausverkauft, daher muss man schnell sein.
Der Wildpferdefang ist nicht unumstritten. Jedes Jahr gibt es Demonstrationen von Tierschützern, die die Verletzungsgefahr und den Stress für die Tiere als zu groß erachten. Auf der anderen Seite müssen die einjährigen Hengste eingefangen werden, um das unkontrollierte Wachstum der Population sowie Inzucht und Rangkämpfe zu vermeiden. Es ist ein langjähriger „Kampf“ zwischen Tradition und Tierschutz. Hier muss jeder für sich entscheiden und abwägen.
Nichtsdestotrotz ist der Augenblick, in dem die 400 freilebenden Wildpferde mit wehenden Mähnen und fliegenden Hufen in die Arena galoppieren, unvorstellbar. Man hört schon Minuten vorher ein herannahendes Donnern, der Boden unter den Füßen fängt an zu beben und eine Staubwolke tut sich auf. Dann sind sie plötzlich da. Ein unvergesslicher Moment.
Die Wildpferdebahn lässt sich an den Wochenenden auch prima in eine Fahrradtour einbinden, zum Beispiel über den rund 48 Kilometer langen Tourentipp. Weiter unten kannst du den GPX-Track herunterladen und direkt losfahren. Diese Radtour habe ich zuletzt im Mai 2020 unternommen. Coronabedingt war die Wildpferdebahn zu dieser Zeit natürlich geschlossen. Das Umland des Meerfelder Bruchs ist landschaftlich aber so schön, dass es unbedingt erradelt werden sollte.
Die Bilder in diesem Beitrag hat zum Teil mein Kollege Philipp gemacht. Er ist seit rund drei Jahren beim Münsterland e.V. und war seitdem auch schon mehrmals bei den Wildpferden, um sie zu fotografieren. Ich glaube, ihm haben es die Tiere genauso angetan, wie mir. Und Philipps Bilder sind einfach toll. Meine Amateuraufnahmen könnt ihr im Vergleich sofort erkennen ;). Einen Fotoapparat oder eine Handykamera solltest du bei einem Besuch der Wildpferde auf jeden Fall dabei haben.
Die Wildpferde haben eine entspannende und beruhigende Wirkung auf mich – ein idealer Ort für eine kleine Auszeit. Vielleicht hast du Lust bekommen, es auch einmal auszuprobieren?
Auf der Wildpferdebahn gibt es einen wunderschönen Picknickplatz unter großen Kiefern. Bring deinen Picknickkorb mit und genieße beim Schlemmen den Blick auf die Wildpferde.