Inmitten des Teutoburger Waldes befinden sich die abwechslungsreichen Hermannshöhen, die als Premiumwanderweg geologischen Schwung in unsere Region bringen. Auf den folgenden zwölf Kilometern von Riesenbeck bis Brochterbeck nehmen mein Hund Hedwig und ich dich mit auf einen Teil der wohl schönsten Etappe des berühmten Weges. Mystische Felsformationen, Geheimtipps, Einblicke in wunderschöne Ausblicke und erholsame Natur erwarten dich.
Die zweite Etappe der Hermannshöhen reicht auf 20 Kilometern von Hörstels Innenstadt bis nach Tecklenburg. Da knapp die Hälfte der Strecke jedoch - vor allem mit den Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke und als Familientour mit erholsamen Pausen - allemal tagesfüllend ist, teile ich meine Reise. Und während meine Fellnase Hedwig ausgiebig schnüffelt, genieße ich die Ruhe und die entspannende Abwechslung der Waldidylle.
Dem „weißen H auf schwarzem Grund“ folgend, begebt ihr euch mit sicherem Schuhwerk und ein wenig Proviant auf den Weg. Die Strecke kannst du ganzjährig bewandern, jedoch hält die Natur für dich besonders im Frühling und Herbst eine Fülle von Farben bereit. Mit knapp 160 Höhenmetern auf zwölf Kilometern eskaliert das Höhenprofil des Münsterlandes. Die berühmte weite Parklandschaft und romantische Flussverläufe gibt es allenfalls als schöne Aussicht. Und genau an dieser Sehenswürdigkeit startet unsere Mai-Tour.
Auf vier Pfoten und zwei motivierten Füßen geht es morgens direkt 256 Stufen hinauf. Oben werden wir mit einem grandiosen Ausblick belohnt: Bei gutem Wetter könnt ihr bis zu den Türmen des Doms in Münster schauen. Wir sind in der Region der Schlösser und Burgen. Hausten und zankten hier einst Ritter? Die Antwort erhalte ich auf Knopfdruck. Aus einer Hörsäule erzählen „Anna und Hermann“ die ganze Geschichte der “Schönen Aussicht”. Die beiden begleiten euch auf dem gesamten Hermannsweg und informieren jeweils über die derzeitigen Standpunkte.
Schnell wird klar: Nicht nur die Füße des namensgebenden Cheruskers Hermann sowie die Sandalen der Römer durchquerten diesen schönen Mischwald. Die Wanderwege der Teutoschleifen und die Terra.vita-Tracks führen heute ebenfalls durch diese vielseitigen Gefilde und kreuzen die Hermannshöhen. Alle Organisationen sowie die heimischen Förster sorgen für liebevoll gepflegte Wege und Rastmöglichkeiten. Nach circa 2,5 Kilometern überqueren wir den Riesenbecker Postweg.
Insidertipp: Am Picknicktisch mit Mühlenstein, der sogenannten „Kaiserei“, geht ihr hinter dieser einen kleinen Pfad 200 Meter in den Hain und haltet euch rechts: Doctors Lock, eine mystische Rundbogengrotte von drei Metern, erwartet euch.
Nach einer großen „Spinne“, dem Zusammentreffen mehrerer Wege, laufen wir abermals einen Hügel hinunter und streifen das Klettergebiet der Ibbenbürener Bergfreunde e.V. Nur wenige Minuten später erscheint rechts ein großes Kriegsgräberdenkmal und wir begeben uns links hinter Fischteichen erneut in die Wegzweige des „Teutos“, wie wir ihn liebevoll nennen.
Ausflugstipp für junge Familien: Nach Erreichen der Münsterstraße lohnt sich ein Abstecher in Richtung Ibbenbüren zum Freizeitpark Sommerrodelbahn. Nur einen Kilometer entfernt befindet sich ein nostalgischer Märchenwald und die älteste Sommerrodelbahn Deutschlands.
Wir trödeln und somit ist nun für uns Mittagspause angesagt, zudem ist Halbzeit. Die Rast genießen wir im „Schwäbischen Gasthof Dörenther Klippen“. Beste Spätzle für mich und frisches Wasser für Hedwig im behüteten Biergarten. Kurz darauf begeben wir uns immer tiefer in die Höhen der Dörenther Klippen, dem Highlight der Strecke, einem Naturschutzgebiet. Wir treffen auf steinige und verwurzelte Pfade, dramatische Felsformationen mit phantastischen Ausblicken und als Wahrzeichen das „Hockende Weib“.
Der Sage nach handelt es sich bei diesem Brocken um eine versteinerte Mutter, die ihre Kinder vor einer Flut rettete. Sie schulterte ihre Lütten und bewahrte sie vor dem Wasser, ehe sie selbst zu Stein verwandelt wurde. Dem Urteil der Geologen zufolge vollzog sich das Ganze etwas weniger dramatisch und über eine längere Zeit – als Millionen Jahre dauernder Verwitterungsprozess von Sandstein.
Oben ein Päuschen mit Aussicht, bevor wir die nördlichste Almhütte Deutschlands besuchen. Gastwirt Horst leitet den Familienbetrieb seit mehr als 20 Jahren und steckt Jahr für Jahr viel Herzblut in diese wunderschöne Raststation.
Insidertipp: Wer es sich zutraut oder sich ein wenig auskennt, kann sich ab hier rechts der Hermannshöhe in das Plissetal und die Eulenschlucht wagen. Schnuckelige Pfade und meterhoher Farn machen diesen Streifzug im Sommer zu einer dschungelähnlichen Naturexpedition mit regionalem Charme.
Über den Kammweg steuern wir abermals auf Felsformationen zu: den „Königsstein“, die „siamesischen Zwillinge“ und den „Dreikaiserstuhl“. Unglaublich, was Natur kann. Und wie kreativ die Namensgeber waren. Der abschließende „Bocketal Blick“ macht Bock auf’s Tal und so ziehen wir hinunter, vorbei an Streuobstwiesen und über eine alte Eisenbahntrasse. Unser Ziel ist das Ringhotel Teutoburger Wald der Familie Kerssen. Während Hedwig sich niederlässt, lehne auch ich mich zurück, genieße den wohl besten Apfelkuchen der Region und freue mich auf den Herbst, wenn wir von hier bis in das historische Städtchen Tecklenburg ziehen. Hier erwarten uns weitere verschlungene Pfade, eine Burgruine, die Freilichtspiele und eine romantische Fachwerkaltstadt.
PS.: Warum durfte eigentlich gerade ich dich mit auf diese Reise führen, obwohl ich keine Bloggerin bin? Weil dies meine Heimat ist, die ich in- und auswendig kenne und die ich liebe. Dieses grüne Fleckchen Glück möchte ich mit dir teilen. Daher bitte ich dich um den Erhalt dieser Wege und Rücksicht auf die Natur. Nimm bitte den Müll mit, bleib auf den Wegen und leine deinen Hunde an. Danke.
Mit Bus und Bahn bis Hörstel. Dort beginnt die zweite Etappe der Hermannshöhen, bis in den Wald sind es nur knapp zwei Kilometer. Wanderparkplätze stehen euch regelmäßig zur Verfügung, sind jedoch häufig überfüllt und sorgen für Frust bei Wanderern und Anwohnern. Die Anbindungen an den ÖPNV sind super und bieten flexible und spontane Streckenvariationen. https://www.rvm-online.de, https://www.bus-und-bahn-im-muensterland.de/de/index.php
Länge: knapp 12 Kilometer
Dauer: circa 3 Stunden ohne Pausen
Höhenmeter: rund 160
Einkehrmöglichkeiten:
Nahe gelegene Wanderparkplätze // Bushaltestellen
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel
Lusia Derhake betreibt mit ihrer Familie den Freizeitpark Sommelrrodelbahn in Ibbenbüren und kennt die Region und den dortigen Abschnitt des Herrmannsweges wie ihre Westentasche. Du hast Lust auf einen Abstecher zur Sommerrofelbahn, dem Märchenwald oder dem Freizeitpark? Dann geht's hier entlang: https://sommerrodelbahn.de/