Es ist ein warmer Sommertag, die Sonne brennt vom Himmel und ich habe mich mit meinem Kollegen Philipp zu einem Treffen im Lauschig verabredet. Die kurze Fahrt von 15 km mache ich mir heute schön - weniger münsterländisch - mit dem familieneigenen Oldtimer, einem Mercedes W123. Fenster runterkurbeln, 70er-Jahre-Rockmusik-Playlist an und schon beginnt für mich der Genuss!
Die Fahrt nach Havixbeck ist sehr entspannt und ich komme nach meinem Geschmack viel zu schnell an. Ausreichend Parkplätze finden sich neben dem Restaurant, das direkt an der Straße liegt und den Blick auf den frisch eingerichteten Biergarten freigibt. Hier ist es wirklich idyllisch! Hoch gewachsene Bäume spenden Schatten, Blumenkübel in Hüfthöhe trennen optisch den Platz ab und die hell gestrichenen Bänke und Tische laden sofort ein, Platz zu nehmen. Wie lauschig!
Uns fällt ein Schiffscontainer zu Beginn des Außenbereichs auf, der gerade verschlossen ist und aussieht wie ein Verkaufswagen auf dem Markt, nur in dezentem Grau. „Das ist unsere Gartenbar“, werden wir aufgeklärt. Am Wochenende kann man sich hier Getränke und kleine Gerichte gönnen und spontan in den Biergarten setzen. Im Sommer ideal für einen Zwischenstopp bei einer Wanderung oder Radtour durch die Baumberge oder einen Besuch im gegenüber gelegenen Barfußpark von Stift Tilbeck! Bevor wir uns aber an einen schattigen Platz setzen, werfen wir noch einen Blick hinein…
Das Lauschig wurde im Frühjahr 2021 eröffnet, nach weitreichenden Renovierungen und mitten in der Pandemie. Mutig haben Anna und Thomas Reul den zuvor 15 Jahre leerstehenden Gasthof mit viel Herzblut renoviert und Thomas hat seine krisensichere Festanstellung als Lehrer gekündigt, um sich ganz dem neuen Kapitel als Gastronom zu widmen. Nach und nach hat sich „Das Lauschig“ einen Namen gemacht und vermutlich auch aufgrund der guten Lage finden immer mehr Besucherinnen und Besucher den Weg hierher.
Ich drücke die dunkle Holztür auf und betrete den ersten Raum durch einen zur Seite geschobenen schweren Samtvorhang. Vor mir eröffnet sich die großzügige Bar. Hier wird viel gewuselt, denn die Gläser müssen poliert, die gerade gelieferten Weinflaschen verstaut und die letzten Wochenkarten auf den Tischen verteilt werden. Ein Blick hinein verrät mir, dass es hier nicht „die eine Karte“ gibt, sondern dass auf die Saison geachtet und die Karte regelmäßig angepasst wird.
Rechts vom Eingang ist das „Gästezimmer“, ein durch Tageslicht durchfluteter Raum mit Herdfeuer und mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Links von mir blicke ich in das „Kaminzimmer“ und sehe, wie sie mich ernst vom Fenster herab anblickt: Annette von Droste-Hülshoff. Die arme Frau darf sich täglich das leckere Essen ansehen, aber nichts davon probieren? Mein Blick fällt durch eine halboffene Mauer in die darüber gelegene „Upkammer“. Typisch westfälisch: Upkammern sind halbhoch gelegene Räume, die aufgrund des darunter liegenden Kellers eine geringere Raumhöhe aufweisen. Hier bestechen die dunkelblaue Wandfarbe und der schwere Samtstoff der Sofas und Kissen, werden aber durch den freien Blick auf das darunter liegende Kornfeld sofort ausgeglichen. So schön die Räume auch sind: Wir möchten das Essen lieber draußen genießen.
Im Biergarten suchen wir uns einen Platz im Halbschatten und schlürfen einen alkoholfreien Holunder Apero und ein kalt gezapftes, regionales Bier, während wir auf unser Essen warten. Es herrscht an einem Donnerstagnachmittag erstaunlich viel Betrieb, vor allem durch Radfahrerinnen und Radfahrer, die hier einen Zwischenstopp einlegen. Der Kies knirscht bei jedem Schritt und es ist eine schöne Mischung aus geschäftigem Treiben und idyllischem Landleben, das sich durch das Rascheln der Blätter und dem Vogelgezwitscher bemerkbar macht.
Die Vorspeisen werden serviert und mir läuft allein beim Anblick schon das Wasser im Munde zusammen! Crispy Tempura-Garnelen mit Tomaten-Bulgur und Sesam-Mayonnaise und ein gemischter Salat mit gratiniertem Ziegenkäse finden ihren Platz auf unserem Tisch. Schnell beschließen wir, dass wir unsere Vorspeise nur bis zur Hälfte essen und dann tauschen werden. Die bunte Frühlingsdeko („Kann man die Blume essen?“ JA!) zaubert aus dem Gericht ein kleines Kunstwerk. Vom Nachbartisch lacht mich eine Rhabarberschorle an, darauf steige ich um. Es ist so lecker!
Der Hauptgang ist nicht weniger ansprechend. Wir bekommen frischen Stangenspargel vom Hof Grothues-Potthoff aus Senden mit gebratenem Seehecht und ein Red Thai Curry. Auch hier sind die Farben von Gericht, Deko und Tellern harmonisch und lassen mich erstmal gucken, bevor ich zur Gabel greife. Wir beschließen beide, wieder auch bei diesen Gerichten zu teilen. Das sieht einfach zu verlockend aus, um es nicht zu probieren!
Mit vollen Bäuchen und dem letzten Schluck im Glas, genießen wir den Ausblick auf das Kornfeld direkt vor uns und diesen lauschigen Platz.
Egal, ob zu einem Wochenendausflug, Restaurantbesuch mit der Familie oder Freunden oder einfach nur, um sich eine tolle Gaststätte am Fuße der Baumberge in Havixbeck anzusehen: Der Besuch im Lauschig lohnt sich immer. Im Sommer ist es lauschig im Biergarten, im Winter dafür gemütlich zwischen Samtkissen und warmweißen Licht.
Restaurant
Mittwoch, Donnerstag: 15.00 bis 22.00 Uhr, Küche 17.00 bis 20.30 Uhr
Freitag: 15.00 bis 23.00 Uhr, Küche 17.00 bis 21.30 Uhr
Samstag: 11.30 bis 23.00 Uhr, Küche 12.00 bis 14.30 Uhr und 17.00 bis 21.30 Uhr
Sonntag: 11.30 bis 22.00 Uhr, Küche 12.00 bis 14.30 Uhr und 17.00 bis 20.30 Uhr
Die Gartenbar hat freitags, samstags und sonntags geöffnet.
Reservierungen können bis 12 Personen über die Webseite getätigt werden: das-lauschig.de