Vom 23.-24. September schlagen die mittelalterlichen Gestalten wieder ihre Zelte rund um das Haus Visbeck auf. Unter dem Motto „Wir machen weiter“ lädt die historische Kulisse trotz des Großbrandes auf dem Anwesen im März wieder Jung und Alt ein, sich von einer prachtvollen Welt des Mittelalters faszinieren zu lassen.
Am 24. und 25. September lud das Haus Visbeck wieder alle Mittelalter-Begeisterten und Freunde und Freundinnen des gehörigen Schlemmens zum Mittelaltermarkt ein. Wir entschieden uns dazu, am Sonntag einen kleinen Familienausflug zu machen – obgleich die Wetterprognosen für Samstag eindeutig authentischer für’s Mittelalter-Feeling gewesen wären: Wolkig-diesig mit Nieselregen. Sonnenschein und warme 18 Grad waren uns dann doch lieber, also ging es mit Baby und Hund sonntags Richtung Dülmen. Am Haus Visbeck angekommen, erwartete uns direkt eine übersichtliche und kostenlose Parksituation. Lotsen halfen uns dabei, einen geeigneten Parkplatz auf der großen Wiese zu finden.
Und es ging direkt rein in den Zeittunnel: Na gut, es war in Wirklichkeit nur der schöne bewaldete Weg zum Haus Visbeck, doch begegneten uns hier schon einige kostümierte Gestalten und die ausgelassene Stimmung schwappte schnell über. Zwei Torhäuschen und bewaffnete Herrschaften bewachten den Eingang – ein paar Silberlinge gezahlt und schon konnten wir uns auf den Wiesen rund um das Haus Visbeck frei bewegen. Hier trafen wir auch direkt die Besitzerin Britta Marckert-Löbbert – natürlich in authentischer Gewandung. Sie war bestens zufrieden und berichtete mir, dass auch der gestrige Nachmittag trotz des schäbigen Wetters noch einigermaßen gut besucht war. Aber kein Vergleich zu heute!
Da wir eigentlich gar nicht wussten, was uns erwarten sollte, waren wir vor Ort direkt angenehm überrascht, als wir feststellten, dass rund um das Haus Visbeck eine richtige Zeltstadt errichtet worden war. Hier hatten es sich die Schaustellerinnen seit Freitag gemütlich gemacht. Blicke in die Kochtöpfe ebenso wie in die Schlafzelte waren genauso erwünscht und gewollt, wie lebhafte Unterhaltungen und Erzählungen zu allen ausgestellten Rüstungen und teilweise wiederbelebten Handwerkskünsten. So gab es neben den bewohnten Zelten auch kleine Verkaufsstände, an denen nach Herzenslust gestöbert werden konnte: Handgefertigter Schmuck, rustikale Küchenutensilien, bunte und vor allem warme Filz- und Wollkleidung und natürlich das obligatorische Trinkhorn in allen Durst-Größen. Das wunderschöne Frühherbst-Wetter sorgte für eine ganz eigene Stimmung unter allen Besucherinnen und Besuchern.
Um 14 Uhr legten die Schauspielerinnen und Schauspieler dann noch einen Zahn zu: Schaukämpfe in voller Montur fanden auf der Wiese neben dem Eingang statt. Krachende Schilder und klirrende Schwerter, dazu eine Erklärstimme … aus dem Lautsprecher. Ja, irgendwo muss einen die Realität ja auch wieder einholen. Hiernach machten wir noch einen kurzen Abstecher in die kleine Falknerei am Rande der Zeltstadt, wo alle Gäste die Möglichkeit hatten, Greifvögeln mal ganz nah zu kommen. Zuletzt noch ein Blick in die wunderschöne Visbecker Kapelle geworfen, um sich dann endlich auch dem leiblichen Wohle zu widmen!
Denn nun hieß es „Hunger!“. Und wo sonst als auf einem Mittelaltermarkt kann man ganz hervorragend alle Diätpläne und guten Vorsätze über Bord werfen? Fladenbrote mit Leckereien überbacken, gegrilltes Schwein vom Spieß, schwere Dunkelbiere und leichte Bio-Limonaden. Einmal alles bitte und zum Schluss noch eine Waffel! Um die guten Vorsätze kümmern wir uns wieder ab Montag.
Zu unserem feudalen Mahl gesellten sich, wie auf Bestellung, dann auch noch Gaukler und Musikanten, die mit lauter Musik die Mittagspause mit Umtrunk zu einer sehr authentischen Begegnung machten.
Auf dem Parkplatz begrüßt uns eine ganze Horde Huskys. Sie machen „Werbung“ für eine neue Veranstaltung am Haus Visbeck: Vom 4. bis 6. November findet hier das „1. Visbecker Schlittenhunderennen“ statt. Wir werden für den Familientag am Samstag eingeladen – eigentlich wird besonders Frau Hansen eingeladen, da auch „Anfängerhunde“ an dem Tag partizipieren dürfen. Wir sind auf jeden Fall gespannt und kommen gern!
Da die Sonne langsam tiefer sank und wir beim besten Willen nicht noch mehr essen konnten, traten wir langsam den Rückweg an – obgleich unsere Hündin Frau Hansen gerne noch länger am Grill gestanden hätte. Beim Weg raus aus der Zeltstadt entdeckte ich noch ein Zelt, bei dem ich fast traurig wurde, dass meine kleine Tochter noch zu jung ist: Hier am Königszelt konnten sich das ganze Wochenende tapfere Ritterinnen und muntere Krieger vom Zeltplatz-König adeln lassen. Mit echtem Lobesschwur und Ritterschlag auf die Schulter kamen uns hier so einige freudestrahlende Kinder-Gesichter entgegen.
Ein Glück, dass der Mittelaltermarkt am Haus Visbeck eine feste Institution im Veranstaltungskalender des Hauses ist. So kommen wir gerne nächstes Jahr wieder, um den Ritterschlag für unsere Kleine abzuholen.